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 Kunst am Bau
Umweltbundesamt
am Bismarckplatz Standort 2

 Wettbewerb 2. Phase Berlin
Arch. DI Dr. techn. Gerhard Vana 
DI Karin Müller-Reineke


RADRAUM verweist auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Dienstsitz des Reichsarbeitsdienstes, für den der Komplex während der NS-Diktatur errichtet wurde. Die Wände des denkmalgeschützten Foyers Bismarckplatz werden jeweils über Eck mit zwei in Farbe und Dekor unterschiedlichen Motiven bekleidet. Bei wörtlich näherer Betrachtung erkennt man, dass es sich um überdimensionale Bögen von 'bau- zeitlichen' Briefmarken aus dem Jahr 1944 in Originalgröße handelt, die in einem männlichen und einem weiblichen Portrait den Reichsarbeitsdienst thematisierten.

Die ausgewählten Briefmarken wurden beide von René Ahrlé (1893-1976) entworfen. Sie scheinen in engem Zusammenhang mit seinem Plakatentwurf für die RAD-Kunstschau in Prag 1944 zu stehen. Bereits zwei Jahre später aber konnte Ahrlé ein Plakat für den ersten deutschen Nachkriegsfilm, Wolfgang Staudtes Die Mörder sind unter uns, entwerfen, der von Schuld, Kollaboration und Anklage, aber auch Hoffnung und Aufbruch handelt. Einige Marken werden gegen eine briefmarkengroße Reproduktion des Plakates zu Die Mörder sind unter uns ausgetauscht, andere geschwärzt. Die Anzahl der getauschten Motive bildet statistische Daten in Zusammenhang mit Beschuldigungen, die geschwärzten mit Verurteilungen wegen NS-Verbrechen ab. Die Verteilung dieser Marken berücksichtigt die Verteilung der Täter auf die Geschlechter.

Der Preis des Kunstwerkes
ergibt sich aus den Nominalwerten der abgebildeten Briefmarken, valorisiert zum Stichtag der Beauftragung. Die scheinbar wertlose Reproduktion der Marke re- konstruiert den 'realen' Wert der Postwertzeichen als Kunstwert und kann so eine Diskus- sion des gesellschaftlichen (Stellen-) Wertes von Kunst anregen, der, wie offenbar fast alle Wertschätzung unserer Gesellschaft, in Geldwert umgemünzt wird.




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