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RADRAUM verweist auf die
ursprüngliche Nut- zung des Gebäudes als Dienstsitz des
Reichs- arbeitsdienstes, für den der Komplex während der
NS-Diktatur errichtet wurde. Die Wände des denkmalgeschützten
Foyers Bismarckplatz wer- den jeweils über Eck mit zwei in Farbe
und De- kor unterschiedlichen Motiven bekleidet. Bei wörtlich
näherer Betrachtung erkennt man, dass es sich um
überdimensionale Bögen von 'bau- zeitlichen' Briefmarken aus
dem Jahr 1944 in Originalgröße handelt, die in einem
männlichen und einem weiblichen Portrait den Reichs- arbeitsdienst
thematisierten.
Die ausgewählten Briefmarken wurden beide von René
Ahrlé (1893-1976) entworfen. Sie scheinen in engem Zusammenhang
mit seinem Plakatent- wurf für die RAD-Kunstschau in Prag 1944 zu
stehen. Bereits zwei Jahre später aber konnte Ahrlé ein
Plakat für den ersten deutschen Nach- kriegsfilm, Wolfgang
Staudtes Die Mörder sind unter
uns, entwerfen, der von Schuld, Kolla- boration und Anklage,
aber auch Hoffnung und Aufbruch handelt. Einige Marken werden
gegen eine briefmarkengroße Reproduktion des Plaka- tes zu Die Mörder sind unter uns
ausgetauscht, andere geschwärzt. Die Anzahl der getauschten Motive
bildet statistische Daten in Zusam- menhang mit Beschuldigungen, die
geschwärz- ten mit Verurteilungen wegen NS-Verbrechen ab. Die
Verteilung dieser Marken berücksichtigt die Verteilung der
Täter auf die Geschlechter.
Der Preis des Kunstwerkes ergibt sich aus den Nominalwerten der
abgebildeten Briefmarken, valorisiert zum Stichtag der Beauftragung.
Die scheinbar wertlose Reproduktion der Marke re- konstruiert den
'realen' Wert der Postwertzei- chen als Kunstwert und kann so eine
Diskus- sion des gesellschaftlichen (Stellen-) Wertes von Kunst
anregen, der, wie offenbar fast alle Wertschätzung unserer
Gesellschaft, in Geld- wert umgemünzt wird.
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